Wenn man nach Afrika fragt, hört man als häufige Antworten: Voodoozauber, rituelle Tänze, dunkelhäutige Menschen oder Eingeborene, endlose Weite, wilde Tiere und Safaris. Denn dies ist das Bild, dass der Durchschnittsbürger von Afrika hat.
Dabei hat dieser Kontinent so viel mehr zu bieten. Denn Afrika ist ein Kontinent mit zahlreichen Kulturen.
Die Sahara, größte Trockenwüste der Welt, teilt den Kontinent in Nordafrika und Schwarzafrika. Wobei der Name Schwarzafrika heute nicht mehr benutzt wird, weil die Bezeichnung nach heutiger Ansicht rassistisch ist.
Als geläufige Bezeichnung für den südlichen Teil der Saharabevölkerung wird heute zum Beispiel Subsahra-Afrika verwandt. Schwarzafrika wurde so benannt, weil hier der größte Teil der dunkelhäutigen Bevölkerung lebt.
Die Menschen in Nordafrika gehören zu dem eher hellhäutigen Menschenschlag.
Auch kulturell kann man Afrika nicht in eine Schublade stecken. Während im nordafrikanischen Teil der Islam vorherrscht, muss man Subsahara-Afrika eher den ethnischen afrikanischen Religionen zuordnen. Eine einheitliche Bezeichnung wie Islam, Hinduismus oder Christentum ist für diese Religionsform nicht möglich.
Gibt es heute rund 3000 verschiedene Ethnien, die nach so unterschiedlichen Ansichten leben, dass auch sich die, daraus ableitende religiöse Glaubensweise, nicht miteinander vergleichen oder einheitlich benennen läßt.
Während Nordafrika eher arabisch-orientalische Kunsteinflüsse hervorbringt, findet sich in Subsahra-Afrika eher die Kunstformen, die im Allgemeinen als afrikanische Kunst bezeichnet wird.
Länder wie Libyen, Marokko, Tunesien und Ägypten sind jedem Urlauber ein Begriff. Die künstlerische Vielfalt dieser islamisch geprägten Länder hat weltweite Anerkennung in einer breiten Bevölkerungsschicht gefunden.
Die ägyptischen Pyramiden mit ihren Mythen um die Pharaonen und deren Mumien haben Schriftsteller, Filmregisseure und Fotografen zu wahren Höchstleistungen angetrieben. Marokkos orientalische Farbenpracht hat zu
Beginn des 19. Jahrhunderts schon Maler wie Eugène Delacroix, Matisse oder Miro zu Kunstwerken inspiriert, die heute noch in Museen wie dem Louvre von Paris zu finden sind.
Die arabische Welt Nordafrikas zeigt sich in Bauwerken mit orientalischem Flair wie beispielsweise Moscheen, Stoffen fein und zart gewebt, Schmuck üppig aber dennoch verspielt.
Auch musikalisch macht sich der arabisch-islamische Einschlag stark bemerkbar. Die Musik erreicht ihre ausdrucksstarke Wirkung hauptsächlich durch melodische und rhythmische Strukturen und ist Gegensatz zur subsahara-afrianischen Musik leichter für das westliche Ohr verdaulich.
Subsahara-Afrika, dazugehören Länder wie Süd Afrika, Ghana, Togo. Dieser Teil des Kontinents Afrikas spiegelt wieder, was weltweit wohl im Allgemeinen als afrikanisch bezeichnet wird. Dunkelhäutige Menschen, die zum Teil noch heute eine Lebensweise praktizieren, die ungerechtfertigterweise als primitiv betitelt wird, weil die westliche Welt eine andere Wertvorstellung hat.
Viele Verhaltensweisen der subsahara-afrikanischen Bevölkerung stellen eine direkte Verbindung zwischen religiöser Betrachtungs- und Lebensweise dar. Rituale begründen sich oft auf religiöser Ehrerbietung, die auch durch Opfergaben erbracht wird.
Diese Verhaltensweisen wirken für Außenstehende mitunter als gewalttätig und abschreckend.
Auch die typische afrikanische Kunst wirkt auf viele Betrachter einfach, grob und derb. Dabei können die ästhetischen Aspekte, die die sogenannte schwarzafrikanische Kunst darstellt, durchaus mit anderen Kunstformen, wie die der Maya oder Inka, mithalten.
Hauptsächlich bekannt ist die plastische Kunst aus Subsahara-Afrika. Holzmasken- und Figuren oder Elfenbein-Schnitzereien sind beliebte Mitbringsel. Wobei gerade hier anzumerken ist, dass im nordafrikanischen Teil des Kontinents mehr alte, historische Kunstgegenstände erhalten sind, weil andere, haltbarere Materialen verwendet wurden, als im subsahara-afrikanischen Kontinent. Das beliebteste Material, Holz, überdauerte kaum das subtropische Klima und war Schädlingen wie Termiten vernichtend ausgeliefert.
Die afrikanische Kunst ist fest mit Religion, Mythen und Ritualen verbunden. Die Welt der Ahnen und Götter soll in der Kunst weiterleben. Das Hauptthema der figuralen Plastiken ist die menschliche Gestalt, Tiere finden sich zumeist nur andeutungsweise oder ornamental wieder.
Besonderen Reiz scheinen Fetischfiguren mit herausragenden geschlechtlichen Merkmalen auf den Afrikabesucher auszuüben.
Aber die Kunst von Subsahara-Afrika beschränkt sich nicht nur auf Gegenwart oder auf die wenigen historischen Plastiken, sondern auch auf besondere Malereien, die weniger Beachtung in der weltweiten Bevölkerung finden.
Im südlichen Afrika findet man bis heute bedeutungsvolle Werke der grafischen Kunst. Im Gebiet der heutigen Sahara weisen Felsgravuren von Großtieren wie Giraffen oder Elefanten auf savannenartige Bedingungen hin,
die hier vor Tausenden von Jahren geherrscht haben.
Um der kulturellen und künstlerischen Vielfalt Afrikas gerecht zu werden, reicht ein Bericht dieser Größenordnung nicht aus. Er kann nur Neugierde auf den Tausend-Kulturen-Kontinent wecken und dem Leser näherbringen, dass dieser Kontinent so viel mehr zu bieten hat als Schwarz und Weiß.